Chinesische Internetseiten in Massen auf amerikanische Adressen umgeleitet
Anfang dieser Woche leiteten zahlreiche chinesische Internetseiten ihre Nutzer zur leeren Seite der US-amerikanischen Firma Dynamic Internet Technology um. Die Internetnutzer stellten fest, dass sie Webseiten nicht aufrufen konnten, die sowohl in China als auch im Ausland unter Top-Level-Domains wie .com, .net und .org gehostet werden – die Domain .cn war davon nicht betroffen.
Zwar hielt diese Situation nicht lange – nur einige Stunden – an, allerdings machte sich der Effekt auch nach der Lösung des Problems noch bemerkbar, wenn die Nutzer auf im Cache gespeicherte Versionen der Seiten zugriffen. Während die chinesischen Behörden einen Hackerangriff als Grund dafür angaben, ist eine Panne im Management des Zensursystems des Landes naheliegender.
Die Firma, auf deren Seite die Internetnutzer umgeleitet wurden, stellt unter anderem die Software Freegate zur Verfügung, die in China, in Syrien und auch im Vietnam dazu genutzt wird, auf von der jeweiligen Regierung geblockte Seiten zuzugreifen. Bill Xia, Vorsitzender von Dynamic Internet Technology, unterstützt die These von Fehlern auf Seiten des chinesischen Zensurapparates: „Wir stellten plötzlich einen Anstieg des Traffics fest und reagierten wie im Fall eines Hackerangriffs. Deswegen leitete unser Sicherheitssystem alle Besucher zu einer leeren Seite um, auf der sie nichts sehen konnten.“
Erst diese Woche führte die chinesische Regierung eine neue Vorschrift ein, nach der jeder Internetnutzer dazu verpflichtet ist, sich mit seinem richtigen Namen zu registrieren, bevor er jegliches Videomaterial hochladen darf – eine weitere Ausdehnung der Kontrollmechanismen.
Siehe auch:
Artikel von zdnet.com, 22.01.2014: China websites suffer breach in suspected attack
Artikel von arstechnica.com, 22.01.2014: Hack most likely not the reason Chinese traffic bombarded US addresses