Mitte Oktober dieses Jahres wurde im Dark Web ein Verkaufsangebot von 35 Mio. US-Wählerdaten aus 19 US-Staaten entdeckt. Das ist nicht nur eine gewaltige Anzahl, sondern auch sehr brisant aus zweierlei Gründen. Zum einen umfassen die persönlichen Wählerdaten Name, Anschrift, historische Wahldaten und andere Daten im Zusammenhang mit den Wahlen. Zum anderen behaupten die Dark Web Verkäufer, ihre Daten würden sehr aktuell sein, da sie wöchentlich aktualisiert werden. Letzteres lässt vermuten, dass eine physische Person dabei ihre Hände im Spiel hat und es sich nicht unbedingt um einen Cyber-Datendiebstahl handelt.

Sicherheitsforscher von Anomali Labs und Intel 471 analysierten den Fall. Sie konnten herausfinden, dass zwei Drittel der Daten aus drei US-Staaten stammten (Texas, Wisconsin und Louisiana) und das restliche Drittel sich auf 16 Staaten verteilte. Angeboten wurden die Wählerdaten zu Preisen zwischen 150 bis 12.500 US-Dollar oder 42.200 US-Dollar für alles.

„Unseres Wissens ist dies der erste Hinweis auf kriminelle Akteure im Untergrund, die Listen von Wählerregistrierungsdaten aus dem Jahr 2018 verkaufen oder vertreiben, einschließlich der persönlich identifizierbaren Informationen dieser US-Wähler und ihre historischen Wahlentscheidungen“,

sagten die Forscher. Kritisch sei, dass wenn diese Daten mit Informationen aus anderen Datenbankverletzungen kombiniert werden, die Möglichkeit bestünde, einen Wahlprozess zu beeinflussen oder sogar einen Identitätsdiebstahl im großen Stil durchziehen zu können.

Bis Mitte Oktober war bekannt, dass lediglich die Wählerdaten aus dem Bundesstaat Kansas verkauft wurden und der Verkauf der Daten aus Oregon zu rund 20 % abgewickelt war. Andere Gruppen boten an, alle Datensätze aufzukaufen und sie einem bestimmten Hackerforum zur allgemeinen Verfügung zu stellen. Bewerkstelligen wollen sie das über Crowdfunding-Initiativen.

Den Forschern ist noch nicht ganz klar, wo die Kriminellen die Datenbanken anzapfen, wenn sie potenziellen Käufern wöchentliche Aktualisierungen der Wählerregistrierung anbieten können. Es lässt sich mutmaßen, dass sie gute Insiderkontakte innerhalb der Landesregierungen haben. Denkbar wäre auch ein dauerhafter elektronischer Zugriff auf die jeweiligen Datenbanken oder eine menschliche Quelle.

Dtex-Chef Christy Wyatt kommentiert dazu: „Solche Kriminelle rekrutieren oft Insider und täuschen vor, ihnen bei der Verhinderung von Datendiebstahl und Missbrauch helfen zu wollen.“ Diese Untersuchungen scheinen genau darauf hinzudeuten, dass Insider wissentlich oder unbewusst dabei geholfen haben, Wählerinformationen offenzulegen. In bestimmten Bundesstaaten müssen die Verkäufer wohl persönlich zu bestimmten Lokalitäten reisen, um die aktualisierten Wählerinformationen zu erhalten. Dies lege also nahe, so der Untersuchungsbericht, dass die Offenlegung von Informationen nicht notwendigerweise eine technische Datenpanne als Hintergrund hat, sondern wahrscheinlich eher eine gezielte Kampagne von Kriminellen sei.

Die Forscher stellten auch klar, dass einige der Wahldaten ohnehin bereits öffentlich bekannt seien. Die meisten solcher Listen sind jedoch nur bestimmten Gruppen wie politischen Kampagnenmanagern, Journalisten oder akademischen Forschungen beschränkt zugänglich. Mittlerweile befassen sich die Strafbehörden mit dem Fall. Im Mittelpunkt ihrer Ermittlungen steht der Administrator des Verkaufsforums, der mit dem Alias „Omnipotent“ arbeitet. Omnipotent ist den Behörden kein Unbekannter – er ist bekannt dafür, Wählerdatenbanken in seinem Forum zu veröffentlichen.

Artikel von scmagazine.com, 15.10.2018: 35 million voter records from 19 states found for sale on Dark Web
Artikel von zdnet.com, 15.10.2018: US voter records from 19 states sold on hacking forum

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