Ausblick auf die Datensicherheit in Österreich 2012
In Österreich könnte die Vorratsdatenspeicherung verpflichtend werden. Am 1. April 2012 tritt sie in Kraft. Das bedeutet, dass ab diesem Zeitpunkt die Kommunikationsdaten aller Bürger ohne Verdacht sechs Monate lang „auf Vorrat“ gespeichert werden.
Die letzte Innenministerin (bis 21.04.2011) Maria Fekter trat fordernd für die Vorratsdatenspeicherung ein, mit dem Hauptargument des Kampfes gegen Kinderpornographie. Jedoch wurden gleichzeitig in den letzten 10 Jahren Beamte in Wien, die im Bereich Aufklärung der Kinderpornographie arbeiten, reduziert.
Ein Blick über die Grenze nach Deutschland bringt Überraschendes. Das deutsche Bundesverfassungsgericht kippte das Gesetz, weil es verfassungswidrig war. Das Urteil verpflichtete deutsche Telekommunikationsanbieter zur sofortigen (!) Löschung der bis dahin gesammelten Daten. Urteilsbegründung: die Hürden für den staatlichen Zugriff waren in der damaligen Ausprägung zu niedrig und der Datenschutz sei nicht gewährleistet gewesen.
Verschiedene Gruppen kämpfen in Österreich gegen die Vorratsdatenspeicherung. Unter http://zeichnemit.at/ kann jeder online seinem Protest Ausdruck verleihen und die Forderungen zur Abschaffung der EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung 2006/24/EG und die Evaluation sämtlicher Terrorgesetze mit Unterschrift unterstützen. Bisher haben 43.000 Unterstützer unterschrieben. Bis Mitte März läuft die Bürgerinitiative.
Youtube-Video: q/talk spezial: „every step you take“ mit Malte Spitz über Vorratsdatenspeicherung:
httpv://www.youtube.com/watch?v=6HgFIxyXZu4
Andreas Krisch von der Initiative im Standard-Interview:
Österreich hat sich immer wieder für die Menschenrechte stark gemacht und ich glaube, dass es uns auch in diesem Punkt ganz gut anstehen würde, uns auf EU-Ebene für eine Wahrung der Menschenrechte und des Rechts auf Privatsphäre einzusetzen.
Artikel von derstandard.at, 24.01.2012: „Überwältigende“ Unterstützung gegen die Vorratsdatenspeicherung
Ein weiteres Thema, das immer aktueller wird, sind intelligente Stromzähler. Von der Idee her genial, können diese Zähler den Stromverbrauch in der Nacht und damit eine zeitabhängige Nutzung ermöglichen. So könnten z. B. Waschmaschinen am Abend eingeschaltet werden und zu einen Lastausgleich beitragen. Das ist natürlich nur möglich, wenn es preisliche Anreize dazu gibt. Dies kann mit den intelligenten Stromzählern umgesetzt werden. Die Zähler können auch direkt von dem Versorgungsunternehmen aus ausgelesen werden. Damit entfällt die Zählerablesung vor Ort.
Jedoch haben die Teile immanente Schwachstellen. Eine – zumindest aus der Sicht des Kunden – ist die Möglichkeit, den Strom bei Zahlungsrückstand sofort zu sperren. Die Sicherheit dürfte bei den Konstrukteuren auch nicht wesentlich Beachtung gefunden haben. Der Chaos Computer Club (CCC) konnte die Daten eines Stromzählers derart manipulieren, dass er falsche Werte an den Betreiber übermittelt. Den Hackern gelang es, die Verbrauchsdaten so zu manipulieren, dass der Schriftzug „U have been hacked“ in der zeitlichen Verbrauchskurve zu lesen war.
Auch kann mit der Übermittlung des aktuell verbrauchten Stroms alle zwei Sekunden an den Anbieter ein Lastprofil erstellt werden, sodass z. B. Zeiten ermittelt werden, wann der Bewohner außer Haus ist.
Die Daten werden unverschlüsselt übermittelt und können nicht nur vom Versorger ausgelesen werden.
Artikel von zdnet.de, 30.12.2011: 28C3: Hacker manipulieren Daten von intelligenten Stromzählern