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Hackereinbruch senkt Yahoo-Verkaufspreis

Im Hintergrund wird trotz der beiden schlimmen Yahoo-Datenlecks bei dem 2013 und 2014 über eine Milliarde Yahoo-Kunden betroffen waren, fleißig weiterverhandelt. Offenbar bleibt das Herz von Yahoo, die Internetsparte, trotzdem noch ein interessantes Kaufobjekt für Verizon, das den Kauf noch im zweiten Quartal dieses Jahres unter Dach und Fach bringen möchte. Kürzlich wurde dazu bekannt gegeben, dass sich die beiden Verhandlungspartner auf eine Kaufpreissenkung von 350 Mio. US-Dollar geeinigt haben. Das scheint eigentlich recht moderat im Kontext des Gesamtpreises von 4,48 Mrd. US-Dollar.

All das beschwingt die Performance der beiden Aktienkurse sogar und das sagt eigentlich schon alles. Nur läppische 7 % Nachlass und das obwohl Yahoo für zwei der schlimmsten Datenvorfälle in der amerikanischen Geschichte verantwortlich ist. Aber, hinter den Kaufabsichten von Verizon steckt eine gut durchdachte Strategie.

Verizon will an den Yahoo-Speck und davon hat Yahoo viel zu bieten: Nun hat Yahoo etwa eine Milliarde Kunden und verdient viel Geld mit diesem Kundenstamm durch die E-Mail-, Such- und Messenger Dienste sowie die Onlinewerbung. Dann gibt’s da ja noch Flickr, Tumblr, viele Nachrichten- und andere populäre Seiten. Das alles lässt sich ganz prima mit den Geschäften von Verizons Tochterunternehmen AOL kombinieren. Verizon will damit seine großen Rivalen Google und Facebook im Kampf um die Kunden die Stirn bieten.

Hier geht’s also um das Sammeln von richtig viel Big Data! Wenn amerikanische eMarketer über die Wachstumsraten in diesem Bereich sprechen, wird es Normalverbrauchern schwindelig – die Amerikaner geben jetzt schon viele Mrd. US-Dollar jährlich aus für digitale Werbung. Bis 2020 werden die Ausgaben auf etwa 113 Mrd. US-Dollar prognostiziert. Außerdem geht Verizon davon aus, dass sich mit den populär gewordenen mobilen Videos und Werbung neue Einnahmequellen außerhalb gesättigten Mobilfunkmarktes auftun lassen. Und dann gibt ja noch Donald Trump. Von ihm erwartet die Wall Street und generell alle die mit dem Internet auf irgendeiner Weise Geld verdienen, dass die Datenschutzregeln für Internet-Provider wieder gelockert werden. Was hat Verizon unter diesen Gesichtspunkten also tatsächlich zu verlieren?

Die Chancen sind doch bei Weitem höher als die Risiken. Der Kaufpreis erscheint dennoch zu hoch im Vergleich zu den Vorfällen? Mitnichten! Laut so manchem Insider wird der Kaufpreis in Höhe von 4,8 Mrd. US-Dollar sowieso „nur“ aus der Portokasse bezahlt. Da hat Verizon schon ganz andere Summen gezahlt, wie die 11 Mrd. US-Dollar für den Ausbau seines Mobilfunknetzes im letzten Jahr. Daher fallen ein paar hundert Millionen Dollar Nachlass nicht wirklich ins Gewicht. Beide Vertragspartner haben wohl ihre Hausaufgaben gemacht und insbesondere Verizon hat ganz klar Chancen und Risiken abgewogen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Yahoo-Kunden wohl treue Kunden sind und nur ganz wenige aktive Nutzer sind dem Unternehmen davongelaufen nach den beiden schlimmen Datenlecks. Daher war ein höherer Nachlass auch überhaupt nicht gerechtfertigt.

Dann sind da schließlich noch die zukünftig noch aufkommenden Kosten für die Gerichtsverhandlungen, etc., die aus heutiger Sicht kaum abzuschätzen sind. Auch hier haben sich die Vertragsparteien schon so weit einigen können, dass zukünftig anfallende Kosten dazu geteilt werden. Altaba ist, was nach dem Yahoo-Abverkauf noch vom einstigen Riesen übrig bleiben wird. Hinter Altaba steckt der chinesische Internetriese Alibaba. Auch hier ist wahrlich genug Kapital vorhanden. Einigung wurde auch erzielt in Sachen Forderungen aus Klagen von Aktionären und der Börsenaufsicht und vielen anderen die Schlange stehen. Bisher hat Yahoo bereits schon die Kosten der vielen Klagen seiner Kunden getragen – wie viel mehr kann da noch kommen? Vielleicht noch vom US-Senat, der seine Untersuchungen schon begonnen hat. Alles in allem können die Yahoo-Investoren aufatmen. Was potenziell noch aufkommen könnte, ist für sie offenbar nicht Anlass genug den Deal platzen zu lassen. Analysten denken da an mögliche Szenarien, dass noch weitere Datenvorfälle entdeckt werden würden.

John Pescatore, Direktor am SANS Institute kommentierte zum Thema:

Nicht nur die Yahoo-Sicherheitsverletzungen führten zur Reduzierung des Kaufpreises, Yahoo musste sich auch damit einverstanden erklären, 50 % der zukünftigen Kosten zu übernehmen. Das bedeutet im Grunde, dass die Sicherheitsausfälle Yahoo mindestens 700 Mio. US-Dollar des Verkaufserlöses gekostet hat, und zusätzlich die Kosten, die sie bereits im Zusammenhang mit den Vorfällen bezahlen musste, was sich wahrscheinlich mindestens auf das Doppelt summiert. Das wird auf jeden Fall die Aufmerksamkeit der Verwaltungsräte auf sich ziehen – und daher ist diese Nachricht eine gute Gelegenheit für die Mitarbeiter der IT-Sicherheit, ihre Strategien und Pläne weiter zu verbessern, um sicherzustellen, dass es in Zukunft nicht auch ihre Unternehmen schädigen wird.

Auch William Hugh Murray kommentiere zum Thema:

Du kannst mich jetzt bezahlen, oder du kannst mich später bezahlen, aber du musst bezahlen, du kannst für die Sicherheit bezahlen, oder du kannst für Verluste bezahlen, aber du musst bezahlen, du kannst die direkten Kosten eines Datenlecks gleich oder die indirekten Kosten später bezahlen, aber bezahlt werden müssen sie. Die Sicherheitskosten sind überschaubar und vorhersehbar, Verluste sind es nicht. Manchmal einfacher, das Geld zu finden, um Verluste zu decken (es gibt immer Geld, um das zu tun, was getan werden muss), als ein Budget für die Sicherheit aufzustellen. Glück ist keine Strategie. Hoffnung ist keine Strategie.

Siehe auch:

Artikel von money.cnn.com, 21.02.2017:  Verizon cuts Yahoo deal price by $350 million

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