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Russische Regierung arbeitet an Technologie zur Umgehung der Tor-Anonymität

Russland bot in einem Wettbewerb rund 110.000 US-Dollar demjenigen, der einen Weg findet, die Identitäten von Nutzern des anonymen Tor-Netzwerks herauszufinden.

Tor anonymisiert die Orte und Identitäten seiner Nutzer, indem es deren Daten auf willkürlichen Pfaden durch die Rechner des Netzwerkes schleust. In jedem Schritt wird zusätzlich Verschlüsselung angewandt.

Der russische Innenminister schrieb nun besagten Wettbewerb aus. Hintergrund soll vorgeblich die „Gewährleistung der Verteidigung und Sicherheit des Landes“ sein. Der Wettbewerb war nur für russische Teilnehmer offen und lief bis zum 13. August 2014. Für die Teilnahme mussten die Hacker 195.000 Rubel zahlen, so heißt es auf der Nachrichtenseite Ars Technica. Wofür die de-anonymisierten Daten genutzt werden sollen, wurde noch nicht bekannt gegeben – vermutet werden Zwecke der Strafverfolgung.

Im Juli verabschiedete das russische Parlament ein Gesetz, welches Internetunternehmen dazu verpflichtet, Daten russischer Bürger innerhalb des Landes zu speichern. Russland hat die fünftgrößte Anzahl an Tor-Nutzern. Insgesamt nutzen derzeit mehr als 210.000 Menschen das Netzwerk, so der Guardian.

Tor erlangte weltweite Aufmerksamkeit durch den Skandal um die NSA und andere Cyberspionage-Behörden. Auch Edward Snowden, der derzeit Asylschutz in Russland genießt, nutzt eine Version der Software.

Unterlagen von Snowden belegen, dass die NSA und das britische GCHQ bereits mehrmals versuchten, die Anonymität des Tor-Netzwerkes zu entschlüsseln. In einigen Fällen waren sie dabei wohl auch erfolgreich. Hier nutzten sie aber eher Sicherheitslücken im Browser von Tor, der auf Firefox basiert, und nicht im Tor-Protokoll selbst.

Dies bedeutet wiederum nicht, dass Tor keine weiteren Schwachstellen aufweist. Forscher des Computer Emergency Response Teams (CERT) der Carnegie Mellon Universität gaben erst kürzlich bekannt, eine weitere Schwachstelle offenzulegen. Diese würde es Hackern bereits mit einem Budget von 3.000 US-Dollar erlauben, hunderttausende von Tor-Kunden zu identifizieren. Die Universität selbst untersagte die Veröffentlichung. Die Entwickler von Tor vermuten, diese Schwachstelle identifiziert zu haben, und arbeiten an deren Behebung.

Ursprünglich ist Tor ein Projekt des US-amerikanischen Marine-Forschungslabors. Es wurde für Personen entwickelt, die Nachrichten über das Internet versenden wollen, ohne Spuren zu hinterlassen.

Heutzutage nutzen es vor allem Journalisten und Strafverfolgungsbehörden, aber auch Drogenhändler und Händler kinderpornografischer Inhalte. Im Jahresbericht von 2013 bestätigte das Tor-Projekt, dass das US-amerikanische Verteidigungsministerium weiterhin zu den größten Geldgebern gehört.

Das Verteidigungsministerium sandte letztes Jahr 830.000 US-Dollar über die SRI International Gruppe an Tor. SRI International beschreibt sich selbst als unabhängiges Non-Profit-Forschungszentrum. Andere Teile der US-amerikanischen Regierung steuerten eine weitere Million US-Dollar bei. Diese Beträge sind ungefähr die gleichen wie schon im Jahr 2012.

Artikel von bbc.com, 28.07.2014: Russia offers $110,000 to crack Tor anonymous network
Artikel von computerworld.com, 25.07.2014: Russian gov’t is willing to pay for a way to ID Tor users

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