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Warum hat Russland mehr IT-Experten (und Hacker) als die USA?

Der amerikanische Journalist Brian Krebs hat es sich zur Aufgabe gemacht, über viele interessante Themen rund um die Cyberkriminalität zu schreiben. Alles begann, als er 2001 selbst Opfer eines Hackerangriffs geworden war. Kürzlich ging er der Frage nach, weshalb Russland viel mehr und viel bessere IT-Sicherheitexperten und Hacker hervorbringt, als sein Heimatland. Seine Recherchen stützten sich dabei rein auf öffentlich zugängliche Informationen und Studien, insbesondere Bildungsdaten.

Zunächst verglich er die Zahlen der Informatik Studenten beider Länder. In einem Zeitraum von zehn Jahren entschieden sich 270.000 Studenten in Amerika Informatik zu studieren. Das ist ein Jahresdurchschnitt von 27.000 Studenten. In Russland dagegen schrieben sich im gleichen Zeitraum jährlich 60.000 Studenten für ein Informatikstudium ein. Krebs wollte wissen, weshalb das so ist.

Er ging einfach mal davon aus, dass es an den Voraussetzungen liegen müsse, die Studenten mitbringen aus zur Hochschulreife aufbauenden Schuljahren. Und das bestätigte sich durch seine weiteren Recherchen. In russischen Schulen wird das Fach IT schon sehr früh gelehrt. Zu den Grundschul-Kernfächern gehören Mathematik und einfache Informatik.

In den USA ist es überhaupt nicht auf dem Lehrplan vieler Schulen und wenn, nur ein Wahlfach. In Russland ist das genau umgekehrt. Schon in den Lehrplänen der Mittelschulen ist das Fach Informatik obligatorisch. Danach steht es jeder weiterführenden Schule frei, es weiter anzubieten, sei es auf einer einfachen oder fortgeschrittenen Ebene. Folglich ist es logisch, dass sich mit der Hochschulreife viel mehr russische Schüler für ein Informatikstudium interessieren.

Dabei haben die Studenten dort keine so lukrativen Aussichten wie die amerikanischen. In Mütterchen Russland lockt kein innovatives Silicon Valley. Vielleicht ist das schon eine Erklärung dafür, dass aus vielen russischen Studenten letztendlich talentierte Hacker werden. Microsoft hatte vor einigen Jahren eine Nationale Talent Strategie veröffentlicht. Darin wies das Unternehmen auf den Mangel an amerikanischen Schulen hin, die Informatik im Lehrplan haben. Von den 42.000 Hochschulen wären nur 2.100 in der Lage Informatikkurse anzubieten.

Brian Krebs ging im nächsten daran zu analysieren, wie die Fächer an sich gelehrt und geprüft werden in den beiden Ländern. Auch hier sind die Unterschiede enorm. Die russischen Studenten sind den amerikanischen um Längen voraus. Schon in den Mittelschulen wird umfangreiches IT-Grundwissen vermittelt. In den Prüfungen geht es zur Sache – auch Algorithmus und Programmierung werden abgefragt. Die amerikanischen IT-Experten anerkennen den hohen Grad an IT-Fähigkeiten, die die russischen Schüler haben. Das geht weit über Grundlagenwissen hinaus.

Die russischen Schulen haben Informatik schon seit 30 Jahren auf dem Lehrplan.

„In den USA fehlt das Fach traurigerweise in den meisten Lehrplänen, und falls es doch mal drin ist, wird es sicher nicht geprüft. Welches Land wird also mehr IT-Experten hervorbringen?“,

fragt Allan Paller, Präsident des SANS Instituts. Laut Paller wären die Lernziele in seinem Land weit niedriger angesetzt. Programmieren wird nicht gelernt. Paller ist der Ansicht, dass die amerikanischen Schüler am Ende der Schulzeit ohne irgendwelche anwendbaren IT-Fähigkeiten dastehen. Das heißt, wenn sie sich überhaupt für das Fach interessieren, müssen sie praktisch von null anfangen im Studium. Die russischen Schüler sind da klar im Vorteil und viele Schritte voraus.

Obwohl die Zahlen in den USA seit 2015 einen Aufwärtstrend verzeichnen, liegt Informatik immer noch weit hinter anderen populären Fächern, eines davon tatsächlich „Humangeografie“. Alles sehr entmutigend für die amerikanische IT-Sicherheitsbranche. Die ISACA-Gruppe, eine Interessengemeinschaft für IT-Sicherheit, spricht von einem zukünftigen akuten Mangel an qualifizierten IT-Experten. ISACA prognostiziert bis 2019 einen Mangel vor 2 Mio. IT-Fachkräften. Frost & Sullivan, ein globales Marktforschungsunternehmen geht von über 1,5 Mio. offenen Stellen in der IT-Industrie aus bis 2020.

Und schon jetzt haben amerikanische Spitzenunternehmen große Probleme qualifizierte Kandidaten zur Besetzung von Stellen in ihrer IT-Sicherheit zu füllen. Die Unternehmen müssen auf ausländische Talente zurückgreifen. Allerdings droht ihnen hier die nächste Ohnmacht angesichts Trumps Ideen zu Visaeinschränkungen für hoch qualifizierte Ausländer. In der Silicon Valley machen Unternehmen verstärkt Druck auf die Politiker angesichts der Planlosigkeit in Sachen Lösung der bestehenden Kompetenzlücken im Land. Microsoft macht ebenfalls Druck und sagte in einem Statement:

„Kurzfristig würde dies eine bis jetzt nicht realisierte Chance für das amerikanische Beschäftigungswachstum darstellen. Auf längere Sicht kann dies die Entwicklung des Wirtschaftswettbewerbs in dem Feld anspornen, in dem die Vereinigten Staaten einst Pionierarbeit geleistet haben.“

Artikel von krebsonsecurity.com, 22.06.2017: Why So Many Top Hackers Hail from Russia

Beitragsbild: (c) by Shutterstock.com

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