Wired befragt Experten: Wie kann man das Internet retten?
Die Bedeutung des Internets ist kaum in Worte zu fassen. Es hat für immer verändert, wie wir kommunizieren und Informationen teilen und speichern, wie wir politisch interagieren und Unterhaltung konsumieren, wie wir kreativ sind und Beziehungen knüpfen und pflegen. Auch, wie wir mit Übeltätern umgehen und diese zur Verantwortung ziehen. Durch das Internet ist unsere Gesellschaft stärker und demokratischer geworden. Das Internet stellt aber auch eine Reihe von Risiken dar – von Cyberverbrechen bis zur Infrastruktur des gesamten Internets.
Wired hat mit einigen der wichtigsten Stakeholdern und Experten darüber gesprochen, wie das Internet als Ort der Innovation, Gemeinschaft und des freien Austauschs von Informationen erhalten werden kann. Wie kann man das Internet retten?
Die NSA auflösen – Bruce Schneier, Sicherheitsberater und CTO, Co3 Systems
Die NSA hat das Internet und die gesamte Welt betrogen, indem sie das Internet als große Überwachungsplattform betrachtete. Sie umging alle Schutzmechanismen wie Produkte, Protokolle und Standards. Somit sind wir alle verwundbar – ausländischen Regierungen, Cyberkriminellen, Hackern gegenüber. Die NSA hat das Internet in ein Medium verwandelt, dem niemand vertrauen kann.
Nicht alle Macht den großen Internetanbietern – Reed Hastings, CEO, Netflix
Das Internet veränderte bereits, wie wir leben und arbeiten – und das ist erst der Anfang. Wer hätte vor nur fünf Jahren gedacht, dass Menschen Videos in Ultra HD 4K über ihre Heimnetzwerke streamen?
Technologische Fortschritte treiben diese Evolution voran und wir können dies nur sicherstellen, wenn die Unternehmen, die den Verbrauchern den Internetzugang anbieten, diesen Prozess nicht beschränken. Das nächste Netflix hat keine Chance, wenn sich die großen US-amerikanischen Internetanbieter zusammenschließen oder zusätzliche Gebühren von Anbietern von Inhalten verlangen.
Ein CDC für Cyberverbrechen – Peter W. Singer, Stratege, New America Foundation
Das Internet mag aus Software und Hardware bestehen, aber als Ökosystem ist es allein von einem wichtigen menschlichen Wert abhängig: Vertrauen. Die Netzwerke und Systeme müssen den von uns gesandten Informationen vertrauen können – und wir müssen den Informationen vertrauen können, die wir erhalten.
Lasst das Internet offen – Vinton G. Cerf, Vizepräsident bei Google
Das Internet hat immer vom Prinzip der Offenheit profitiert: Jeder kann jede Seite online aufrufen und diese Informationen und Daten sollten frei austauschbar sein. Anwendungen wie YouTube und Skype kamen auf den Markt, ohne dass sie dazu die Erlaubnis von Internetanbietern oder Regierungen benötigten. Rund 3 Milliarden Nutzer genießen Myriaden von mobilen Anwendungen und anderen Internet-basierten Leistungen – dank offener Standards, gemeinsamer Oberflächen und einer hohen Konnektivität. All dies ist nur möglich durch Innovation, die nicht durch Genehmigungen eingeschränkt wird.
Ein Backup einrichten – Danny Hillis, Mitgründer, Applied Minds
Vielleicht waren Sie einer der Pechvögel, der auf dem Rollfeld festsaß, als ein Routerfehler in Utah Flüge im ganzen Land nicht abheben ließ. Oder Sie konnten Regierungswebseiten nicht aufrufen an dem Tag, als die Administration der Domain .gov einen Fehler im System hatte. Die Problemchen dieser Tage sind nur ein kleiner Ausblick auf eine unangenehme Wahrheit: Das Internet ist anfälliger als es aussieht.
Eigentumsansprüche erheben – Mitchell Baker, Vorstandvorsitzende, Mozilla
Das Internet bietet ungeahntes Potenzial für die Menschheit. Um dieses auszuschöpfen, müssen wir das Internet als „unseres“ betrachten. Natürlich, ein Teil gehört kommerziellen Einheiten. Natürlich, ein Teil gehört der Regierung. Aber das Herz des Internet, das Herzstück all seiner Möglichkeiten – das sind Individuen, die aktiv werden, Dinge kreieren, Probleme lösen und letztendlich ihre eigene Umgebung gestalten.
Artikel von wired.com, 19.08.2014: How to Save the Net