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USA vs Iran: Vorne Säbelrasseln, hinten Cyberangriffe

USA vs Iran: Vorne Säbelrasseln, hinten Cyberangriffe

Der Konflikt zwischen den USA und dem Iran ist ein ganz und gar moderner Konflikt. Vorbei sind die Zeiten, wo große Truppen an die Front geschickt werden und ihr Leben riskieren. Heute geschieht alles auf elektronischer Ebene und abseits der öffentlichen Wahrnehmung im Hintergrund. Kein Tropfen Blut wird vergossen, kein Menschleben verloren. Wir sind im Zeitalter der Cyberkriegsführung angekommen. Bis jetzt noch ein inoffizieller Krieg, aber dennoch ein Konflikt, der ständig im Hintergrund ausgetragen wird.

Dem Anschein nach erfordert diese ganz andere Art des Vorgehens noch mehr Strategie als  herkömmliche Kriegsführung. Am 20 Juni startete das US-Militär als Vergeltungsschlag für einen Drohnenabschluss, einen Cyberangriff gegen wichtige iranische Computersysteme. Und im Nachhall wir bis dato zum Teil öffentlich debattiert, ob das tatsächlich eine gute Idee war.

Ja, offensichtlich sind da die anhaltenden iranischen Angriffe auf Öltanker im Persischen Golf und auch der Abschuss einer US-Drohne, die den Cyberangriff rechtfertigen würden. Aber der amerikanische Cyberangriff, der iranische Computersysteme und militärische Kommunikationsnetze hart traf, gibt aller Welt Einblick in die amerikanischen Cyberoperationen. Anders als die konventionelle Kriegsführung mit wiederverwendbaren und nachladbaren Waffenarsenalen, nutzt ein Cyberangriff keine Waffen, sondern Schwachstellen. Man könnte nun sicher argumentieren, das Gleiche gelte für die herkömmliche Kriegsführung. Allerdings wird dort eine Schwachstelle geschlossen, wird sie einfach mit stärkeren Waffen angegriffen, solange, bis ein Durchbruch gelingt. Cyberangriffe haben nur eine Chance, eine Schwachstelle zu nutzen. Danach ist sie bekannt und wird gepatcht. Keine noch so großen Cyberkanonen können dagegen eine Wirkung entfalten. Es ist derartig aufwendig wichtige Software-Schwachstellen zu finden, dass bei Angriffen, der langfristige Kosten-Nutzen-Faktor wohlüberlegt abgeschätzt werden muss. Und an diesem Punkt setzen die Kritiker in den USA an.

Der Iran wird sich vom amerikanischen Cyberangriff natürlich erholen – es ist nur eine Frage der Zeit. Die US-Armee allerdings hat für immer geheimdienstliche Intelligenz und Zugang zu einem wichtigen Feindnetzwerk verloren. Es geht hier um nichts Geringeres als das Netzwerk der paramilitärischen Islamischen Revolutionsgarde. Gary Brown, Professor an der National Defense University und ehemaliger Rechtsberater des US-Cyberkommandos erklärte:

„Klar, kann es lange dauern, bis man Zugang erhält. Dieser Zugang ist verloren, wenn man in das System eindringt und dort etwas löscht. Aber deswegen kann man das nicht einfach als Ausrede benutzen, nicht zu handeln. Solche Zugänge können nicht einfach auf Lager gelegt werden und dann nie benutzt werden.“

Cyber-Operationen verfehlen ihre Wirkung nicht, Stärke zu zeigen gegen feindliche Handlungen. Gleichzeitig ist die Cyberkriegsführung aber eine subtilere Art der Kriegsführung, die oft gar nicht an die Öffentlichkeit vordringt. Wer würde schon freiwillig bloßstellen, was niemand wirklich sehen kann? Manche Angriffe sind von heftigerer Art und Wirkung. Die allermeisten der regelmäßig stattfindenden Cyberangriffe werden jedoch auf niedrigeren Ebenen durchgeführt. Der Leiter des United States Cyberkommandos, Armeegeneral Paul M. Nakasone, beschreibt seine Strategie als „anhaltendes Engagement“ gegen amerikanische Gegner. Es sei

„so kalibriert, dass es immer deutlich unter der Kriegsschwelle bleibt“,

erklärte Nakasone. Und was den aktuellen Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran angeht, sind beide Staaten schon lange in einem heimlichen Cyberkonflikt verwickelt. Er findet in einer Grauzone zwischen Krieg und Frieden statt. Ein anderer US-Geheimdienstmitarbeiter beschrieb es so: Amerikanische Cyberoperationen sind so entworfen, dass sie das iranische Verhalten ändern sollen, ohne dabei einen breiteren Konflikt oder Vergeltungsmaßnahmen auszulösen. Cyberstrikes ähneln verdeckten Militäroperationen, meinte er.

Der geheime US-Cyberangriff im Juni gegen den Iran traf wohl eine wichtige Datenbank der Cyberabteilung der Revolutionsgarden. Zumindest vorübergehend sind sie diesbezüglich außer Gefecht gesetzt. Iran nutzte diese zur Planung ihrer wiederholten Angriffe auf Öltanker. Die zerstörte Datenbank half den Iranern bei der Auswahl der Öltanker und des Zielgebietes. Und ohne die Unterstützung der Datenbank haben keine signifikanten Angriffe auf Öltanker mehr stattgefunden, verlautet es von amerikanischer Seite. Die Wirkung des Cyberschlags sei allerdings heftiger ausgefallen als erwartet, hieß es. Die Iraner versuchen immer noch, die getroffenen Netzwerke und militärische Kommunikationsnetze wiederherzustellen. Allerdings hält der Schaden die Revolutionsgarden nicht davon ab, ihre Angriffe gegen allerlei amerikanische Ziele mit konstanter Geschwindigkeit fortzusetzen.

Artikel von nytimes.com, 28.08.2019: U.S. Cyberattack Hurt Iran’s Ability to Target Oil Tankers, Officials Say
Artikel von arstechnica.com, 28.08.2019: US hack attack hobbles Iran’s ability to target oil tankers, NYT says

Urheberrechte Beitragsbild und Bilder im Text: Public Domain, Creative Commons CC0

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